RESEARCH

Beuth Hochschule: AUTO-MAT

Das Tor 17 der Volkswagen AG in Wolfsburg diente als Standort für den Entwurf.

Studentenprojekt AUTO-MAT

  • Autorin: Franziska Weinz
  • Foto: Kim Ronowski

An der Beuth Hochschule für Technik Berlin wurden im Sommersemester 2015 im Modul „Komplexe Tragwerke und Konstruktionen“ inspirierende Vorschläge zu hochbaulichen Parksystemen erarbeitet.

Prof. Peter L. Arnke vom Architekturbüro Arnke Häntsch und Mattmüller (AHM Architekten) stellte in Zusammenarbeit mit Dipl.-Ing. Hans Zieger und der Firma Wöhr im Rahmen der studentischen Übung „AUTO-MAT“ folgende Aufgabe: Die Studenten sollten ein Schaulager für erlesene Automobile (ca. 30–40 Stück) in transparenter Hülle schaffen. Die Unterführung zu Tor 17 der Volkswagen AG (VW) in Wolfsburg diente als Standort. Deren marodes Dach sollte mit dem darüber anzuordnenden Schaulager ersetzt und aufgewertet werden. Die bestehende Treppenanlage der Unterführung sollte dabei erhalten bleiben. Ziel war es, die Konstruktion gleichzeitig als Landmark an der Durchfahrtsstraße wirken zu lassen. Mitarbeiter, von VW und Autoliebhaber aus der Region können nach Fertigstellung im Schaulager ihre Autos ausstellen bzw. zum Verkauf anbieten. Das automatische Parksystem ermöglicht Passanten ein Auto ihrer Wahl mittels Knopfdruck auf Straßenniveau zu befördern, um es für den Kauf zu begutachten. Die Studenten entwickelten sowohl die Überbrückung der Treppenanlage als auch ein statisches Konzept für das Parkregal. Hierbei sollte die Fassade einen Witterungsschutz bieten. In den Entwurf wurden außerdem ein Kiosk (10–15 Quadratmeter) und 15–20 Fahrradstellplätze integriert. Die Aufgabenstellung ist in Gruppen zu vier Personen bearbeitet worden. Hauptbewertungskriterien waren die entwurfliche und städtebauliche Konzeption sowie die Darstellung im Grundriss, Schnitt, Ansicht und Modell. Um den Studenten den Einstieg zu erleichtern, hielt die Firma Wöhr zum Thema automatische Parksysteme eine Vorlesung. Hierbei wurden praktische Beispiele gezeigt, die die Funktionsweise von Parksystemen genau erläutern. Zu den besten Arbeiten im Kurs zählt der Entwurf „A Kind of Tensegrity“ von Christian Kaul und Detlev Kerkow. Das Wort Tensegrity ist aus den englischen Wörtern „tension“ (Spannung/Zug) und „integrity“ (Zusammenhalt/Ganzheit) zusammengesetzt. Tensegrity-Strukturen bestehen aus einem System von Zugelementen und einem Subsystem von Druckelementen. Der Vorteil dieser aufwändig zu berechnenden Strukturen ist ihre extrem hohe Tragfähigkeit sowie große Spannweite bei geringer Eigenlast. Die Tragstruktur steht im Vordergrund des Entwurfs und bildet gleichzeitig das gestaltgebende Element. Elf Rundholzdruckstäbe werden durch Zugstäbe miteinander verbunden. Die darunterliegende Regalstruktur des Parksafes wird von rahmenlosen Glasscheiben verkleidet.

Der Entwurf „A Kind of Tensegrity“ von Christian Kaul und Detlev Kerkow.

Einige Ergebnisse des Seminars wurden im Rahmen des studentischen Ideenwettbewerbs „Wolfsburg Award for urban visions“ eingereicht. Die Stadt Wolfsburg vergibt jährlich einen Hochschulpreis, der im Themenbereich „Stadt Raum Geschichte“ innovative Projekte für Wolfsburg würdigt. Zur Teilnahme berechtigt sind Studierende der Fachrichtungen Architektur, Städtebau, Landschaftsarchitektur, Denkmalpflege und Freie Kunst. Wolfsburg zählt zu den wenigen Städten, die im 20. Jahrhundert (genauer im Jahr 1938) gegründet wurden. Als Sitz des Volkswagenwerkes wuchs die Stadt vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg im Zuge des Wirtschaftswunders. Geprägt durch diese Faktoren wurden in Wolfsburg konsequent die Leitbilder des Städtebaus der letzten Jahrzehnte umgesetzt und zusätzlich architektonische Wahrzeichen geschaffen. Die Preisvergabe fördert kreative Ideen und Planungsansätze, die die Qualitäten dieser „modernen Stadt“ weiterentwickeln. Siegerin des Wettbewerbs 2015 war Nicole Sandt von der Technischen Universität Braunschweig.

Weitere Beiträge